[Rezension #604] “Willkommen in Rodderbach – Frühlingsmorgen” von Petra Schier aus dem Weltbild Verlag

Meine Meinung:
Larissa flieht vor den Erinnerungen. Hinter sich lässt sie, eine unschöne Scheidung. Einen Mann, der sie und ihre Arbeit nie zu schätzen wusste. Ihr Schreiben als Freizeitgestaltung abgetan hat. Sie soll sich doch bitte einen ordentlichen Job suchen, bei dem Sie richtig ackern muss. Nur so würde sie, das wahre Leben wirklich kennenlernen.
Seine engstirnige Einstellung, hat nicht nur ihr Selbstvertrauen gekostet, sondern auch ihre Seele zutiefst erschüttert.

Kaum in Rodderbach angekommen, trifft sie auf Holger. Er ist so ganz anders als Felix es war. Aber sie hält ihn auf Abstand. Ihre Seele muss erstmal heilen.

Larissa ist bis in die tiefsten Tiefen verletzt, das merkt man gleich nach den ersten Seiten. Sie beschäftigt immer noch das Verhalten ihres Ex-Mannes. Ab und an sucht sie auch die Fehler bei sich selbst, um aber dann sofort die Kehrtwendung hinzulegen. Denn meiner Meinung nach, ist sie absolut an gar nichts schuld.

Holger ist ein Mann, der andere nicht verbiegt. Ihn interessiert was Larissa dermaßen verschreckt hat. Warum sie so abweisend ist. Wieso sie manchmal so reagiert, wie sie reagiert. Er ist neugierig, sucht nach Situationen die Larissa Freude bereiten. Er ist sehr sanft.

Die Familie von Holger ist einfach wunderbar. Da gibt es noch Torben, Erika, Jochen.

Jessica kennt sich wunderbar in Rodderbach aus und ist für Larissa der Sechser im Lotto, was die Kultur und die Informationen über Umgebung und Leute angeht.

Franz-Josef ist ein Charakter, den man sich irgendwie in diesem ganzen Dorf wünscht. Er ist so herrlich ehrlich und gerade heraus. Sein Bruder Martin passt auf ihn auf. Die Beiden haben noch eine Mama. Ihr geht es gesundheitlich, nicht so gut.

Torben und Isabella ärgern sich, zu meiner Freude ziemlich oft. Man würde sagen, es fliegen die Fetzen. Wenn da nicht der Altersunterschied von 13 Jahren wäre. Könnte man sich die Zwei, als schönes Paar vorstellen.
Isabella hilft ab und an im Stall und ist die Einzige, die Torben auch mal eine Mistgabel hinterher schmeißt. Wenn es ihr zu viel wird.

Hedwig ist grässlich. Mir wird übel, wenn sie in der Geschichte auftaucht. Sie hat eine ekelhafte Art, andere Menschen vor den Kopf zu stoßen. Sie achtet weder die Gefühle von Larissa, noch der offensichtlichen Zuneigung zwischen Holger und ihr. Auch das sie in die gleiche Kerbe haut, wie ihr Ex-Mann Felix macht mich wütend. Vor allem was Hedwig über Anna und Holger sagt, bringt die ganze Situation fast zum Platzen. Ich hätte es absolut verstanden, wenn Larissa abgehauen wäre.

Rodderbach ist eine Kulisse, die man sich nicht besser hätte ausdenken können. Da gibt es wunderbare alte Häuser. Klöster und viel viel Geschichte.

Was dieses Buch für mich besonders macht, ist nicht nur die Geschichte zwischen Holger und Larissa. Sondern auch die Einblicke die Larissa, in ihre Recherchearbeit gewährt. Was ja wiederum auch die Recherchearbeit, von der Autorin Petra Schier ist. Erst beim Lesen ist mir mehr und mehr klar geworden, dass ich Lust habe meinen eigenen Roman weiterzuführen. Ihn dort spielen zu lassen, wo ich herkomme.

Dieses Buch hat mehr ausgelöst, mir nicht nur schöne Lesestunden geschenkt. Es hat mich auch, in meinem Schreiben weitergebracht. Das kann man nicht über viele Bücher sagen.

Schreibstil:
Mit viel Geschick und der Gabe Gefühle auszulösen, begleitet uns die Autorin in das Leben mehrere Menschen, in einem Dorf dass es so zu geben scheint. Die verletzte Larissa ist genauso glaubwürdig wie der etwas ungewöhnliche Franz-Josef. Die Tatsache dass Holger die Sanftmut in Person ist, hat mir sehr gut gefallen. Man muss schon mit viel Können gesegnet sein, um mit Worten so umgehen zu können.

Mein Fazit:
Larissas verletzte Seele sucht in Rodderbach Zeit um zu heilen. Was sie allerdings findet, sind freundliche Menschen die sie so nehmen wie sie ist. Die Dorfgemeinschaft ist stolz auf Sie. Stolz auf das was sie ist und was sie mit ihren Büchern bewirkt. Am Ende ist es eine Liebesgeschichte, die sanft und vorsichtig in unsere Herzen drängt.