
Gleich geht es los. Caroline Wahl auf den Stuttgarter Buchwochen. Alle Plätze sind belegt. Caroline Wahl sitzt mit ihrer Familie, vor mir.

Den Abend eröffnet Sophia Paramalingam. Sie begrüßt uns mit den Worten: „Liebe Literaturfreunde, liebe Caro Wahl – Fans.“ Der Börsenverein sei der Verband des deutschen Buchhandels und Verlage, von denen es 800 Stück gäbe. Der verein setzt sich für die Sichtbarkeit des Buches, die Leseförderung und die Freiheit des Wortes ein. Was heutzutage, ein großes und schützenswertes Gut ist. Es wären dieses Jahr die 75. Stuttgarter Buchwochen gefeiert worden. Mit, wie sie findet richtig coolem Programm. Ihr großer Dank, geht an das Haus der Wirtschaft, die Stadt Stuttgart für die Unterstützung und der SWR als Medienpartner. Sie bedankt sich auch bei den Besuchern. Caroline Wahl müsste sie ja eigentlich nicht mehr vorstellen. Am Ende der Veranstaltung, würde die Autorin noch signieren. Bücher könnte man am Büchertisch, des Vaihinger Buchladen erwerben.
Caroline Wahl betritt die Bühne. Sie freut sich in Stuttgart zu lesen, denn es würde sich wie ein Heimspiel anfühlen. Sie hätte mal ein gutes Jahr in Stuttgart gewohnt. Ihre Familie lebt in der Gegend. Auch begleite sie eine Hassliebe zu Stuttgart. Sie mag es hier zu sein, aber ihr fehlt das Wasser.
Es gilt noch eine Autofrage zu klären. Bevor die Lesung beginnt, erzählt sie von der Anreise. Ihrem Bruder Ulli, der sie neidisch gemacht hätte. Scheinbar hat ihr Auto diese Funktion auch. Sie müsse es dann daheim unbedingt ausprobieren.
Nachdem das geklärt wäre, würde sie nun gutgelaunt starten. Wir lachen.


Sie kommt nun zu Stuttgart und Charlotte. Charlotte möchte eigentlich am Meer leben. Landet aber in München, mit einer Bergkette am Horizont. Wie es dazu kommt, das sie ausgerechnet in München landet, obwohl sie am Meer leben will, liest sie uns vor. Das Mikrofon wehrt sich.
„Das es eine virtuelle Fotobox gibt, wusste ich gar nicht. Da muss ich auf jeden Fall, auch ein Foto machen“, meint Caro. Wir lachen schallend.
Virtuelle Caroline Wahl mit echter Caroline Wahl. Das Bild hätte ich gerne gesehen.
Das Mikrofon hat immer noch was dagegen, das sie liest. Schlussendlich nimmt sie es in der Hand, sie meint das wäre eh lässiger.
Bei der Lesung beginnt es damit, von der Fehlentscheidung von Charlotte zu berichten. Sie wird administrative Assistentin des Verlegers, eines renomierten Verlags in München. Die Eltern sind voll dafür. Charlotte hat Bedenken. Sie macht sich Gedanken. Gedanken die sich im Kreis drehen.
Wegen ihres Vaterkomplexes, sucht sie Bestätigung bei vielerlei Menschen. Klavierlehrer, Tennistrainer Professoren und Vorgesetzten zu erhaschen.
Sie hat sich natürlich über den Verleger informiert.












Caroline macht da einen Schnitt. Erzählt das Charlotte noch weiter googelt. Sie erfährt dann noch, das er kein Selfmade Mann ist, sondern aus einer industriellen Familie stammt. Aus einer Süßwaren-Dynastie.
Es geht weiter mit dem Zoom-Gespräch. Also ein online Bewerbungsgespräch. Dazu zieht Charlotte die Glücksbluse an. Als er endlich vor dem Bildschirm auftaucht, sah er anders aus als auf den Profilbildern, die im Netz kursierten.
Musste echt lachen, als es begann mit den Abkürzungen. Caroline las das so gut vor. Was für eine Idee. Mu und Sch.
Auszug aus der Lesung:
Mu: Schöne Bluse
Sch: Danke
Mu: Das ist die Blumenbluse, die sie auch auf dem Bewerbungsfoto anhaben.
Sch: Ja, das ist meine Glücksbluse.
Mu: lacht.
Mu: Mögen sie Blumen?
Sch: Nein, eigentlich nicht. Sie?
Mu: Ja.
Caro prustet. Wir müssen daraufhin lachen.
Caroline Wahl sagt: Das ist so dumm, und da wundere ich mich, das ich nicht den deutschen Buchpreis bekomme. Wir lachen laut.







Die Autorin erzählt dann noch ein wenig, was dann passiert. Warum sich Charlotte nicht gegen die Stelle ausspricht. Nun lebt sie also in München. Die Eltern müssen helfen beim Umzug, denn sie seien ja schuld.
Bei dem nächsten Abschnitt, geht es um Katie Hummels. In Insta-Stories erzählt Katie Hummels über das Essen. Sie liebt Essen. Pilze und Salat. Das isst sie immer und überall. Ihr Leben auf Instagram, wird genauer betrachtet im Buch.
Während sie über Katie Hummels nachdenkt und deren Leben, rennt Charlotte an der Isar entlang. Es donnert. Sie läuft zurück. Richtung Ismaning. Alles kalt und nass. Sie duschte. Zu heiß das Wasser, zu stark der Strahl.
Caro erklärt: Die Wohnung ist ihre zweite riesen große Fehlentscheidung. Sie liegt direkt an der Isar. Charlotte meinte es wäre ein guter Kompromiss, da sie ja eigentlich am Meer leben wollte. Statt Meerblick, hat sie Flussblick. Unpersönliches Mietshaus, in dem nur die Hälfte belegt ist. es muffelt ganz komisch im Flur. Ein Haus, in dem man sofort ein komisches Gefühl hat.
Charlotte und die Wohnung. Sie ertrug die Wohnung nicht wirklich. Das ist also der Beginn der Geschichte.
In allen drei Romanen von Caroline Wahl geht es, so erzählt sie, um junge wütende Frauen die in irgendeiner Weise unzufrieden sind, mit ihrer Situation. Sie brechen dann aus, in ein selbstbestimmteres Leben. Bei Charlotte ist es so, dass sie sich immer tiefer in einer schlimmen Situation verfängt, und es erst am Ende schafft auszubrechen.











Natürlich ist dieser Roman komplett anders. Das liegt am anderen Setting und an dem Thema. Es spielt in der Verlagsbranche. Es wird erzählt vom Machtmissbrauch. Caroline Wahl berichtet weiter, das sie schon sehr früh wusste, während 22 Bahnen das sie dieses Buch schreiben wollte. Sie saß damals im Büro in ihrer Ex-Agentur, mit ihrem Ex-Agenten der sie fragte ob sie schon Ideen hätte. Sie bejahte es und erzählte von ihrem Arbeitstitel Die Assistentin. Ihr Ex-Agent meinte das wäre etwas heikel. So schrieb sie Windstärke 17. Danach aber kam Die Assistentin. Denn das musste raus. Es seien mehr persönliche Erfahrungen eingeflossen, in diesen Roman, als in die letzten Beiden.
Charlottes Gefühl wird immer mulmiger. Sie hat anfänglich Verständnis für seine Situation und seine Eigenarten. Findet den Verleger interessant. Ja, eine Faszination.
Charlotte dämmerte es, als sie die Bedienungsanleitung las. Caroline Wahl fragt, ob wir die Geschichte mit dem Handbuch hören wollen oder das erste Aufeinandertreffen. Es wird abgestimmt. Die meisten sind für das erste Aufeinandertreffen.
Am dritten Tag, kam der Verleger zum Überraschungsbesuch. Daraus liest Caroline Wahl vor. Im Übrigen mag er Überraschungsbesuche. Auch die Brezen-Thematik, wird aufgegriffen. Ivana ist die erste Assistentin. Quirlig, verzettelt, unstrukturiert und zu laut. Die Jutebeutel voller Arbeit. Das wusste Charlotte noch nicht, hätten sie ihm abnehmen sollen.
Oh man, das würde mich persönlich nerven. Vorallem wenn er nicht mehr weiß, was er genau wollte. Ich mag den Verleger nicht, das ist mal sowas von klar.
Die ersten Begegnungen von Verleger und Charlotte zu schildern, war oft ganz lustig. Den Verleger und seine seltsamen Verhaltensweisen. Es wird aber nach und nach immer ekliger. Immer mehr kleine Grenzverletzungen kommen vor. Caroline Wahl fragt sich dann, wenn sie in Lesungen darüber berichtet, das sie sich fragt ob es wirklich so schlimm war, was er getan hat.
Sie hat gerade in diesem Moment, eine neue Zusammenfassung gefunden, um kurz zu beschreiben, was den Verleger so schlimm macht. Der Verleger ist, in ihren Augen eine ganz moderne Figur, weil er ganz genau weiß welche Grenze er nicht überschreiten darf. Charlotte muss zum Beispiel zu ihm nach Hause kommen. Wo sie bis spät abends im Keller mit ihm arbeiten, sie muss ihm Sekt in Tassen servieren, damit die Anderen nichts mitbekommen. Und noch vieles mehr. Doch sie hält durch, auch wenn es sie kaputt macht.
Eine allwissende Erzählstimme hat sich gemeldet. Sich aufgedrängt. Sie mag Texte die mit einer Distanz spielen. Die den Erzählprozess verschriftlichen. Sie hätte diese Erzählstimme gebraucht. Um zu verstehen, warum Charlotte bleibt. Sie formulierte diese Zweifel aus. Der Lektor fand es gut.
Manche mögen die Erzählstimme, manche hassen sie. Wenn man sie hasst, hasst man sie für immer.
Sie liest die Erzählstimme vor zirka S. 110 ab. Was passiert. Warum passiert es. Novelle oder Roman? Wie geht es weiter? Es geht ums Ganze, um die Verhältnisse.
Caro Wahl meint, das es Spaß gemacht hat mit der Erzählstimme zu spielen. Kommentare vom Lektor einzubinden. Das Innere von Charlotte, sollte mehr in den Vordergrund treten.
Sie berichtet noch das sie bei Presseterminen gesagt hätte, bei 22 Bahnen gar keine Liebesgeschichte erzählen wollte. Das es eigentlich um die 2 Schwestern gehen sollte, die sich emanzipieren. Dann auf dem Block, plötzlich Viktor stand, und mit ihm sich eine Liebesgeschichte reingemogelt hat. gegen die sie sich nicht wehren konnte, was natürlich gelogen war. Sie liebt Liebesgeschichten, sie schreibt gerne Liebesgeschichten. Sie wüsste nicht, was sie damit wegkompensiere. Ist auch so dumm, sagt sie.
Nachdem es Charlotte immer schlechter geht, dachte Caroline Wahl eigentlich fehlt noch eine Liebesgeschichte. Wie wäre es mit etwas Leichtigkeit. Liebe passiert halt. Ein blonder junger Mann lächelt sie an. Dieser läuft jeden Morgen, ihr über den Weg. Die Erzählstimme übernimmt wieder.
Bo und Charlotte kommen sich näher. Wird nun alles gut? Ist er real?
Als sie endet, klatschen wir alle tosend Beifall. Großartig! Sie liest anders, ihre Art zu schreiben ist anders, aber genau das hat mich neugierig gemacht.

Wir klatschen lange, sehr lange.



Danach signierte die Autorin noch die Bücher, die es beim Büchertisch vom Vaihinger Buchladen zu kaufen gab, oder mitgebracht wurden.




















































